Dieser Beitrag erschien im Original zweisprachig in einem ehemaligen Online-Magazin von Maike Harich. 

Homeoffice am See – Interview mit Gabriela Meyer

(Von Maike Harich) – Es gibt Menschen, die betreten einen Raum und es ist, als ginge die Sonne auf. Bei Gabriela Meyer ist das so. Das mag vielleicht an ihrer herzlichen Art und ihrem mediterranen Temperament liegen, das die Deutsch-Griechin ausstrahlt – auf jeden Fall denke ich das immer wieder, wenn wir uns treffen. Die studierte Publizistin reiste für die Deutsche Lufthansa mehrfach um den ganzen Globus. Sie arbeitete 12 Jahre lang als PR-Coordinator für eine englischsprachige Privatuniversität, wo ich sie auch damals kennenlernte und unterrichtet als Lehrbeauftragte und Dozentin für Journalismus und PR an verschiedenen Universitäten und Instituten.


Homeoffice Beach Style. Gabriela lebt und arbeitet am See mit eigenem Strand.


Inspiriert durch ihre vielfältigen beruflichen Erfahrungen, Reisen und Begegnungen, gründete sie schließlich ihre eigene Akademie „Modern Life Seminars“. Unter dem Claim „Find inspiration. Come learn with us! bietet sie Inhouse-Trainings und offene Seminare an, die Menschen an die Anforderungen der modernen Arbeitswelt heranführen sollen. Gabriela lebt und arbeitet an einem See mit eigenem Strand. Ich habe sie dort besucht und mit ihr bei herrlichem Wetter und einem ausgiebigen Frühstück über ihre Selbstständigkeit, Erfahrung als Trainerin und ihren Einrichtungsstil gesprochen.

Warum hast Du dich selbstständig gemacht und Modern Life Seminars gegründet? Das Leben ist kurz. Immer im Büro mit festen Arbeitszeiten zu sein hielt ich auf Dauer irgendwann nicht mehr für sinnvoll. Wir leben in einem Universum von Möglichkeiten. Wenn man nichts Neues probiert, passiert immer wieder das Alte. Ich möchte meine Zeit sinnvoll und kreativ verbringen, etwas erschaffen, Spaß haben, Wissen teilen und Wertschätzung erhalten. Sicherheit und Grenzen interessieren mich nicht. Ich wollte mehr Verantwortung und Entscheidungsfreiheit. Heute helfe ich Menschen dabei, mutig zu sein, in ihrer Selbstpräsentation Ideen zu entwickeln, sich authentisch auszudrücken und eigene Wege zu gehen. Es erfüllt mich, in meinen Seminaren und Beratungen Möglichkeiten aufzuzeigen und dafür in fröhliche und dankbare Augen blicken zu dürfen.

Was sind aus deiner Sicht berufliche Kompetenzen, die in Zukunft vor allem gefragt sein werden? Diejenigen, die es verstehen, mit Veränderung lässig umzugehen, werden erfolgreich sind. Davon bin ich überzeugt. Die nach vorne Gerichteten, Neugierigen und Mutigen werden Erfolg haben. Was gefragt sein wird, ist vor allem Kreativität und Ideenreichtum. Originalität. Kommunikationsfähigkeit. Kompetenz im Umgang mit der Digitalisierung. Und Empathie. Ich denke, alle Eigenschaften, die uns menschlich machen und von Computern unterscheiden, werden zukünftig noch wichtiger. Die Zeit der Auswendiglerner, Sehnsuchts- und Emotionslosen ist schon jetzt vorbei.

Du bist ja auch zertifizierte Trainerin für moderne Umgangsformen und bildest selbst zur Trainerin für Business-Etikette aus. Kannst du drei Umgangsformen nennen, die unberechtigterweise oft zu kurz kommen? Es ist das freundliche Lächeln für andere mit einem Blick, der Kontakt aufnimmt. Es ist die Fähigkeit, zuhören zu können und echtes Interesse am anderen. Die Routine des Alltags lullt uns leider oft so weit ein, dass wir unser Gegenüber nicht mehr wahrnehmen. Die zunehmende Beschleunigung unserer Gesellschaft sorgt dafür, dass es schwieriger für uns geworden ist, Zeit für Aufmerksamkeit zu finden. Die Nachlässigen sind mit sich selbst beschäftigt. Dabei macht Freundlichkeit, ein Lächeln, Kleinigkeiten wie ein Blümchen als Gastgeschenk oder die Frage „Wie geht es Dir?“ unseren Alltag doch gleich viel schöner.


Professionalität braucht Platz. Aber wer sagt, dieser Platz muss ein klimatisierter Konferenzraum sein?


Schaut man auf Deine Website, fällt auf, die offenen Seminare finden ausschließlich an schönen, ungewöhnlichen Orten statt. Mal im Loft einer Künstlerin oder auf einem Biohof im Grünen und sogar auf der Insel Samos am Meer. Kannst du ein bisschen was über die Philosophie erzählen, die hinter diesem Konzept von Modern Life Seminars steckt? Gastfreundschaft und die Liebe zur Schönheit spielen für mich eine große Rolle. Ich habe griechische Wurzeln. Orte mit Ambiente, gutes Essen und free Wifi heißen den Gast herzlich willkommen wie einen Freund. Er fühlt sich wohl und darum geht es. An schönen Orten öffnen wir uns eher, genießen die Atmosphäre und sind so aufnahmefähiger für Neues. Wir lernen leichter und mit mehr Freude. Professionalität braucht Platz, aber wer sagt, dieser Platz muss ein klimatisierter Konferenzraum sein? Ich habe schönen Orten einen eigenen Blog gewidmet und freue mich immer über neue Beiträge aus aller Welt.

Du unterrichtest an Hochschulen und in Unternehmen und neben Trainings im Bereich Soft Skills, Selbstpräsentation und moderne Umgangsformen bietest Du auch Social Media-Seminare an. Welche Erfahrungen machst Du als Dozentin? Die Ablehnung gegenüber Social Media Kommunikation ist bei uns höher als in anderen Industrienationen. Und so treffe ich in Seminaren nicht selten auf zunächst sehr skeptische Menschen. Sie sind aber dankbar, wenn sie sich einen Überblick geschaffen und Medienkompetenz aufgebaut haben. Bei Soft Skills-Trainings bekomme ich oft tolle Feedbacks, gerade von Menschen, die sich vor meinen Seminaren ihr Leben mit Ängsten oder Hemmungen unnötig schwer gemacht haben. Wir sollten nie geizig sein mit lieben Worten und Komplimenten, aber nicht zu viel darüber nachdenken, was andere über uns denken.


Beim Kaffeetrinken checke ich die News auf Twitter.


Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei dir im Homeoffice aus? Hast du ein Arbeits- (und vielleicht auch Lebens-) motto? Im Sommer beginnt mein Homeoffice-Tag morgens damit, dass ich mir noch verschlafen meinen Badeanzug anziehe, direkt eine Sonnenbrille aufsetze und quasi mit geschlossenen Augen zum See laufe. Nach dem Schwimmen kommt die Belohnung: heiße Dusche, Musik, Toast und Milchkaffee. Beim Kaffeetrinken checke ich die News auf Twitter. Danach setze ich mich an meinen Schreibtisch, beantworte E-Mails und arbeite an meinen Projekten. Falls ich keine Termine oder Verabredungen habe, arbeite ich gern bis spät in die Nacht hinein. Ein Arbeits- oder Lebens-Motto habe ich nicht. Vielleicht „Act first, reflect later!“ Ich bin ein Fan von einfachen Worten, einfachem Essen, Musik und Wein. Alles was unkompliziert und nicht kalt ist, mag ich. Mit Menschen, die sich über ihre Korrektheit definieren und mich mit moralischen Unterton fragen, ob ich ein Schild nicht gelesen habe, langweilige ich mich.

Du hast eine sehr besondere Wohnung, ein Loft mitten in der Natur mit Blick auf einen See und doch nicht weit von der Stadt. Worauf hast du bei deiner Einrichtung geachtet? Ich liebe es, am Wasser zu wohnen, hier auch zu arbeiten und mag es gerne gemütlich und hell. Mir war wichtig, dass es nach Urlaub aussieht, so macht die Zeit im Homeoffice doppelt Spaß. Die Küche, einige Schränke und Tische waren erst dunkelbraun. Ich habe sie mit Kreidefarbe in Pastelltönen wie mint, weiß und rosa gestrichen. Jetzt ist es ein unbekümmerter, fröhlicher Stil. Dieses entspannte Ambiente eignet sich prima auch für meine kleineren Workshops. (In Zeiten von Corona finden Beratungen aktuell vornehmlich virtuell statt.)


Vielen Dank für das Gespräch!

Fotos: Daniela Buchholz, Bremen